Personalentwicklung; Herausforderungen durch BIM

BIM fordert eine Vielzahl von Berufen heraus, ihre Arbeitsmethoden, Fähigkeiten und Prozesse anzupassen
Während BIM den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – von der Planung und Konstruktion bis hin zum Betrieb und zur Wartung – revolutioniert, bedeutet dies für viele Fachleute eine grundlegende Umstellung. Diese Anpassung betrifft nicht nur technische Kompetenzen, sondern auch die Art und Weise, wie Berufe miteinander interagieren und Informationen teilen.
Architekten: Vom Entwurf zum digitalen Gebäude
Architekten gehören zu den ersten, die den Einfluss von BIM spüren. Traditionell lag ihr Fokus darauf, kreative und funktionale Entwürfe zu erstellen. Mit BIM erweitern sich ihre Aufgaben: Sie entwerfen nicht mehr nur die visuelle und räumliche Gestaltung eines Gebäudes, sondern schaffen detaillierte, digitale Modelle, die weit über den Bau hinausgehen. Ein BIM-Modell enthält nicht nur geometrische Daten, sondern auch Informationen zu Materialien, Energieeffizienz, Kosten und Zeitplänen.
Für Architekten bedeutet dies eine tiefgreifende Anpassung in der Arbeitsweise. Sie müssen lernen, wie sie nicht nur ästhetische, sondern auch technische und funktionale Anforderungen in ihre Modelle integrieren. Die Verwendung von BIM-Software wie Revit oder ArchiCAD wird zur zentralen Kompetenz. Zusätzlich müssen Architekten eng mit Ingenieuren, Bauleitern und Facility Managern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ihre Entwürfe in der Realität effizient umgesetzt und betrieben werden können. Diese multidisziplinäre Zusammenarbeit erfordert eine neue Denkweise, die über den klassischen Entwurf hinausgeht.
Ingenieure: Statische Berechnungen in der digitalen Welt
Bauingenieure, die traditionell für die statischen Berechnungen und die strukturelle Integrität von Gebäuden verantwortlich sind, stehen vor der Herausforderung, ihre Berechnungen und Analysen direkt in das BIM-Modell zu integrieren. In der Vergangenheit waren statische Berechnungen oft separate Prozesse, die parallel zur architektonischen Planung abliefen. Mit BIM müssen Bauingenieure jedoch eng mit den digitalen Modellen arbeiten, um sicherzustellen, dass statische Anforderungen in Echtzeit berücksichtigt werden.
Das erfordert nicht nur ein tiefes Verständnis für die Modellierungssoftware, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Berechnungen in die digitalen Werkzeuge zu integrieren. Durch die Simulationen im BIM-Modell können Bauingenieure frühzeitig mögliche Probleme identifizieren und Lösungen entwickeln, bevor sie in der realen Bauphase zu kostspieligen Herausforderungen werden. Diese Anpassung führt zu einer effizienteren Planung und trägt dazu bei, dass Projekte im Zeit- und Kostenrahmen bleiben.
TGA-Planer: Integration der technischen Gebäudeausrüstung
Die technische Gebäudeausrüstung (TGA), also die Planung von Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärsystemen, spielt eine entscheidende Rolle in modernen Gebäuden. TGA-Planer müssen ihre Arbeit vollständig in das BIM-Modell integrieren. In einem BIM-basierten Projekt werden diese Systeme nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines Gesamtsystems, das in Echtzeit auf Änderungen in der Architektur oder Struktur reagieren muss.
TGA-Planer müssen ihre Prozesse so anpassen, dass sie nicht nur ihre technischen Anforderungen erfüllen, sondern sicherstellen, dass ihre Entwürfe im Kontext des gesamten Gebäudes funktionieren. Beispielsweise kann ein Lüftungssystem, das in einem Raum funktioniert, andere Räume oder bauliche Elemente beeinträchtigen. Durch die Integration in das BIM-Modell können solche Probleme frühzeitig erkannt und korrigiert werden. Dies erfordert von TGA-Planern nicht nur technisches Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, eng mit anderen Disziplinen zusammenzuarbeiten und komplexe Systeme im Kontext des Gesamtprojekts zu planen.
Bauleiter: Vom Baustellenmanagement zur digitalen Koordination
Bauleiter müssen sich darauf einstellen, dass BIM nicht nur die Planung, sondern auch den Bauprozess selbst transformiert. In einem BIM-basierten Projekt können Bauleiter den Baufortschritt in Echtzeit überwachen und steuern. Traditionell war die Koordination auf der Baustelle oft von Papierplänen und persönlichen Absprachen abhängig. BIM ermöglicht es jedoch, den Bauprozess digital zu planen und in 4D-Modelle (die Zeit als Dimension integrieren) zu übertragen.
Bauleiter müssen lernen, wie sie diese digitalen Werkzeuge nutzen, um den Baufortschritt effizient zu überwachen, Bauphasen zu koordinieren und mögliche Verzögerungen oder Probleme frühzeitig zu erkennen. Dies erfordert ein Umdenken: Die Baustellenlogistik wird nicht mehr nur vor Ort organisiert, sondern digital geplant und gesteuert. Bauleiter müssen daher technische Fähigkeiten entwickeln, um die Informationen aus den BIM-Modellen zu verstehen und in der Praxis anzuwenden. Die Fähigkeit, mit digitalen Tools zu arbeiten, wird genauso wichtig wie die traditionelle Baustellenführung.
Facility Manager: Vom Betrieb zur digitalen Gebäudeverwaltung
BIM hat nicht nur Auswirkungen auf die Planungs- und Bauphasen eines Gebäudes, sondern verändert auch die Art und Weise, wie Gebäude betrieben und gewartet werden. Facility Manager, die für den langfristigen Betrieb eines Gebäudes verantwortlich sind, müssen sich auf die Nutzung von BIM-Daten einstellen, um Wartungsarbeiten, Reparaturen und Optimierungen effizienter zu gestalten.
BIM-Modelle speichern alle relevanten Informationen über das Gebäude – von den Materialien bis zu den Wartungszyklen einzelner Anlagen. Facility Manager können diese Daten nutzen, um präzise Wartungspläne zu erstellen, den Energieverbrauch zu überwachen und Reparaturen gezielt zu planen. Dies bedeutet jedoch, dass sie sich mit BIM-fähiger Software und digitalen Werkzeugen vertraut machen müssen, die sie in ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Die Verwaltung von Gebäuden wird zunehmend datengetrieben, was von Facility Managern ein hohes Maß an digitaler Kompetenz erfordert.
Bauunternehmer: Von traditionellen Bauprozessen zur digitalen Ausführung
Für Bauunternehmer bedeutet BIM eine signifikante Veränderung in der Art und Weise, wie Bauprojekte ausgeführt werden. Statt sich ausschließlich auf physische Baupläne und manuelle Prozesse zu stützen, arbeiten Bauunternehmer zunehmend mit digitalen Modellen. Dies ermöglicht eine präzisere Planung und Ausführung, erfordert jedoch auch eine Anpassung der Arbeitsweise.
Bauunternehmer müssen lernen, wie sie BIM-Modelle lesen und verstehen, um sicherzustellen, dass ihre Ausführungen den geplanten Spezifikationen entsprechen. Insbesondere die Integration von 3D-Druck und anderen innovativen Bauverfahren in den Bauprozess wird durch BIM erleichtert. Bauunternehmer, die diese digitalen Werkzeuge nicht beherrschen, laufen Gefahr, ineffizient zu arbeiten und hinter der technologischen Entwicklung zurückzubleiben.
Projektmanager: Effiziente Koordination durch digitale Prozesse
Projektmanager spielen eine Schlüsselrolle bei der Koordination von Bauprojekten, und BIM bietet ihnen Werkzeuge, die ihre Arbeit effizienter gestalten. Die digitale Abbildung von Projekten in BIM ermöglicht eine integrierte Planung, Steuerung und Überwachung. Projektmanager müssen sich darauf einstellen, mit den umfassenden Daten, die BIM liefert, zu arbeiten, um fundierte Entscheidungen zu treffen und den Projektverlauf optimal zu steuern.
BIM-Modelle ermöglichen es Projektmanagern, Kosten, Zeitpläne und Ressourcen präzise zu überwachen und anzupassen. Dies erfordert jedoch, dass sie sich mit den technischen Details der Modelle und den Möglichkeiten der 4D- und 5D-Planung vertraut machen. Der traditionelle Ansatz des Projektmanagements, der oft auf manuelle Kontrolle und Papierberichte beruhte, wird durch BIM zu einem datengetriebenen Prozess, der ständige Anpassungen und Optimierungen ermöglicht.
Kostenplaner: Präzisere Kalkulationen durch BIM-Daten
Für Kostenplaner bedeutet BIM eine Umstellung in der Art und Weise, wie sie Kostenschätzungen und Budgetpläne erstellen. BIM integriert Kosteninformationen direkt in das Modell, sodass Kostenplaner präzisere und nachvollziehbare Kalkulationen vornehmen können. Dies reduziert das Risiko von Kostenüberschreitungen und ermöglicht eine bessere Budgetkontrolle.
Kostenplaner müssen sich darauf einstellen, mit 5D-BIM-Modellen zu arbeiten, die sowohl geometrische als auch kostenbezogene Informationen enthalten. Sie müssen lernen, wie sie diese Daten in ihre Berechnungen einbeziehen und eng mit Architekten, Ingenieuren und Bauleitern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die finanziellen Aspekte des Projekts jederzeit transparent und kontrollierbar bleiben.
Behörden und Genehmigungsstellen: Prüfung von digitalen Bauanträgen
Auch staatliche Stellen, die für Baugenehmigungen zuständig sind, müssen sich an BIM anpassen. Immer mehr Bauprojekte reichen ihre Planungen in Form von digitalen BIM-Modellen ein. Die Behördenvertreter müssen lernen, diese Modelle zu prüfen und sicherzustellen, dass alle gesetzlichen und baurechtlichen Anforderungen erfüllt sind.
Dies erfordert eine neue Art der Genehmigungsprüfung, bei der die Beamten nicht nur die Baupläne verstehen müssen, sondern auch die Fähigkeit besitzen, mit den digitalen Tools zu arbeiten, die zur Bewertung der BIM-Daten notwendig sind. Dies führt zu einer effizienteren und schnelleren Bearbeitung von Bauanträgen, erfordert jedoch auch eine Umstellung in der Arbeitsweise vieler Genehmigungsbehörden.
Technische Zeichner: Vom klassischen Zeichnen zur Modellierung in BIM
Technische Zeichner müssen sich in der BIM-Welt zu Modellierern entwickeln, da ihre Rolle sich von der Erstellung von 2D-Zeichnungen hin zur Arbeit mit komplexen, digitalen 3D-Modellen verschiebt. Während sie früher hauptsächlich Pläne für Gebäude, Bauteile oder technische Systeme in zweidimensionalen Ansichten erstellten, arbeiten sie nun mit BIM-Software, um präzise, datenreiche 3D-Modelle zu erzeugen, die alle Aspekte eines Projekts abdecken.
Diese 3D-Modelle enthalten nicht nur geometrische Informationen, sondern auch zusätzliche Daten wie Materialeigenschaften, Kosten, Energieeffizienz, Zeitpläne und Lebenszyklusinformationen. Technische Zeichner müssen also lernen, nicht nur räumliche Strukturen zu visualisieren, sondern auch diese zusätzlichen Informationen in das Modell zu integrieren. Diese Umstellung erfordert eine signifikante Anpassung an neue Werkzeuge und Arbeitsmethoden.